Bei der Untersuchung hat sich herausgestellt, dass Interaktionen und unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit zwischen Menschen und künstlicher Intelligenz einer sinnvollen Gestaltung bedürfen. „Es ist wichtig zu verstehen, wie wir Menschen mit Technologien interagieren werden, die uns auch in komplexen Denkaufgaben unterstützen und dabei individuell auf unsere Gedanken und Gefühle eingehen. Und umgekehrt müssen wir verstehen lernen, wie diese Technologien unsere Handlungen wahrnehmen, interpretieren und darauf reagieren", erklärt Prof. Dr. Nils Urbach, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Bayreuth und stellvertretender wissenschaftlicher Leiter der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT).
Bestehende KI-Anwendungsfälle lassen sich als Ergebnis der Studie in drei Gruppen von Interaktionstypen einordnen:
Künstliche Intelligenz als Automat: Die erste Gruppe beschreibt künstliche Intelligenz als Automaten, wodurch Handlungen des Menschen als eine Art Schutzengel überwacht, abgesichert und bei Bedarf unterstützt werden.
Künstliche Intelligenz als vielfältiger Helfer: Die zweite Gruppe umfasst die Interaktionen, in denen KI im Hintergrund Arbeiten des Menschen unterstützt, den Menschen bedarfsgetrieben mit Informationen versorgt oder im engen Austausch gemeinsame Ergebnisse erarbeitet werden.
Künstliche Intelligenz als Partner: In der dritten Gruppe werden solche Anwendungsfälle gebündelt, in denen KI durch eine hohe Personalisierung und soziale Elemente in der Interaktion als eine Art bester Freund wahrgenommen wird.
Die verschiedenen Interaktionstypen können anhand von neun Gestaltungsdimensionen sowie mit Hilfe von zwei Kriterien unterschieden werden, die sich beide auf die Interaktion mit dem Menschen beziehen. Zum einen ist die Handlungsfreiheit von KI-Lösungen unterschiedlich ausgeprägt: In manchen Fällen sollen sie nur auf explizite Befehle reagieren, in anderen Fällen ist es gewünscht, dass sie selbstständig entscheiden und handeln.
Zum anderen gibt es verschiedene Grade der Wechselseitigkeit: Je genauer die ungleichen Partner ihr Verhalten gegenseitig wahrnehmen, je mehr Informationen sie austauschen und je stärker ihre Handlungen einander beeinflussen, desto ausgeprägter ist ihre wechselseitige Interaktion.
Darüber hinaus beeinflussen weitere Faktoren die Akzeptanz und das Vertrauen in den Einsatz von KI im Alltag: Wichtig ist, dass die Transparenz der Interaktionen mit KI-Technologien bewusst gestaltet wird. Ebenso sind spezifische Anpassungen an die individuellen Anforderungen des Nutzers (Personalisierung) und Ähnlichkeiten mit dem Menschen (Anthropomorphologie) für die Akzeptanz von KI-Lösungen wichtig.
Die Studie untersucht auch die Implikationen für eine erfolgreiche Gestaltung von Mensch-KI-Interaktionen in der Zukunft. Die Prognosen zur zukünftigen Entwicklung werden in zehn Thesen detailliert beschrieben. „Unternehmen stellen bereits heute die Weichen für eine erfolgreiche Gestaltung zukünftiger Mensch-KI-Interaktionen. Unsere zehn Thesen zeigen unmittelbar den Handlungsbedarf in den Bereichen Strategie, Technologie und Organisation auf. Nur durch eine ebenso offene wie reflektierte Betrachtung von KI-Lösungen sowie deren Chancen und Grenzen in der Interaktion mit Menschen gelingt die Umsetzung in Unternehmen", erklärt Dr. Yilmaz Alan von Ernst & Young. (Stefan Girschner)
Die vollständige Studie steht auf der Webseite von Fraunhofer FIT und FIM zum Download bereit.