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Mit Virtual Reality Baustellen sicherer machen

Ein Forscherteam an der Ruhr-Universität Bochum hat jetzt eine virtuelle Technik entwickelt, mit der Gefahrenquellen bei Baustellen sichtbar werden.

Jedes Jahr kommen weltweit 60.000 Arbeiter auf Baustellen ums Leben. Ein Forscherteam unter Leitung von Prof. Dr. Markus König vom Lehrstuhl für Informatik im Bauwesen der Ruhr-Universität Bochum hat jetzt eine Technik vorgestellt, mit dem  Gefahrenquellen bei Baustellen virtuell erlebbar werden und so Unfälle an Baustellen verhindert werden. Die Virtual-Reality-Schulungen richten sich an Arbeitsschutzexperten, die dadurch Baustellen vorab auf kritische Stellen überprüfen und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen einplanen können. Zudem können auch Bauarbeiter in der virtuellen Realität geschult und für Gefahren sensibilisiert werden.

Gleiche Technik wie bei Computerspielen

Die Forscher gehen von dem Umstand aus, dass heute jede große Baustelle zunächst virtuell geplant wird, bevor sie tatsächlich entsteht. Die dreidimensionalen Modelle können sie als Grundlage für ihre Repräsentation in der virtuellen Realität (VR) verwenden. Mit der gleichen Technik, die auch bei Computerspielen zum Einsatz kommt, sorgen sie dafür, dass die Umgebung möglichst realistisch aussieht. Mithilfe von VR-Brillen können die Anwender schon vorab die Baustelle erkunden, für die sie später verantwortlich sein werden. Über einen Controller können sie mit der Umgebung interagieren, zum Beispiel Gegenstände aufheben.

Thomas Hilfert,  Doktorand in dem Forschungsteam, arbeitet derzeit daran, virtuelle Umgebungen automatisiert aus dreidimensionalen Modellen zu erstellen. Nach dem Baukastenprinzip könnten dann Baumaschinen mit passenden Geräuschen hinzugefügt werden, um eine virtuelle Baustelle nach individuellen Wünschen zu erzeugen. Hilfert hat bereits Baustellen mit verschiedenen Layouts fertiggestellt, die Testpersonen bei Wettersituationen wie Regen, Nebel oder Sonnenschein erkunden können.

 

Unbegrenzt viele Leben in der virtuellen Welt

Gemeinsam mit Dr. Jochen Teizer, einem Sicherheitsexperten für die Bauindustrie, wollen König und Hilfert das von  ihnen entwickelte Konzept demnächst mit Probanden evaluieren. „Da man in der virtuellen Realität unbegrenzt viele Leben hat, können wir dort genau beobachten, wie die Testpersonen vor und nach tödlichen Unfällen reagieren und wann Lerneffekte einsetzen", erläutert Hilfert.

Jedes Jahr gibt es zahlreiche Unfälle auf Baustellen in Deutschland, die vermeidbar wären. Jochen Teizer weist darauf hin, dass „häufig die Ursache nicht das Fehlverhalten des einzelnen Arbeiters ist, sondern eine fehlende Sicherheitskultur im Unternehmen oder mangelnde Vorgaben für sichere Arbeitsbedingungen.“ Mehrere Baufirmen aus Deutschland wie auch dem Ausland haben bereits ihr Interesse an der neuen Technik des Bochumer Forschungsteams signalisiert.