Herr Mix, virtuelle Darstellungen von Logistikkonzepten sind derzeit in aller Munde. Welche Möglichkeiten bietet die Virtual Reality über klassische 3D-Zeichnungen hinaus für die Lagerplanung?
Ingolf Mix: Zunächst kann sich der Kunde das Logistiksystem viel besser vorstellen, weil er in seinem neuen Lager steht und es nicht von außen betrachtet. Größenverhältnisse und Entfernungen lassen sich so viel konkreter erfassen. Einen großen Mehrwert bringt diese Form der Veranschaulichung vor allem in der frühen Planungsphase. Die Erstellung von Teilen der Logistikanlage in unterschiedlichen Szenarien ermöglicht zum Beispiel die plastische Darstellung verschiedener Arbeitsplatzvarianten. Die Szenarien lassen sich schnell aufbauen und einander gegenüberstellen. Mit einem VR-Modell der Gesamtanlage lassen sich zudem Planungsfehler leichter aufdecken und vor der Projektumsetzung beheben.
Wie verändern die technischen Möglichkeiten Ihre Vorgehensweise bei der Lagerplanung?
Bestandteil der Planungsphase in einem Unitechnik-Projekt sind Workshops mit dem Kunden: Der gemeinsame Test der geplanten Struktur via Virtual Reality ermöglicht ein realistisches Durchspielen von Arbeitsabläufen und die Einbeziehung der späteren Arbeitsplatznutzer. Das eröffnet die Möglichkeit der individuellen Anpassung im Kontext des Gesamtsystems, beispielsweise von Greifhöhen und -weiten.
Welche Planungsschritte müssen abgeschlossen sein, damit Sie ein entsprechendes Modell erstellen können?
Die Basis für das Virtual-Reality-Modell ist eine 3D-CAD-Zeichnung der Anlage. Vom Beginn des Vertriebsprozesses an planen wir die zukünftige Logistikanlage in 3D. Diese CAD-Zeichnung wird dann im Laufe des Projektes immer ausgereifter und an die Bedürfnisse des Kunden angepasst. Zu jedem Zeitpunkt kann der aktuelle Stand des CAD-Modells in eine Game-Engine importiert werden. Diese erlaubt dann das virtuelle „Eintauchen“ in die 3D-Zeichnung. Darüber können wir den Kunden regelmäßig an dem aktuellen Planungsstand teilhaben lassen.
Das physikalische Verhalten der Objekte (zum Beispiel Fördertechnik mit Paletten) und Animationen werden mit der Game-Engine umgesetzt. So ist es möglich, beispielsweise an einem Kommissionierarbeitsplatz Produkte zu greifen und in einen Kundenbehälter zu legen. Diese Dynamisierung des gesamten Modells macht aber erst Sinn, wenn die grobe Struktur des Lagers feststeht. Die gezielte Betrachtung nur bestimmter Arbeitsbereiche kann aber auch losgelöst erfolgen.
Die Unitechnik Systems GmbH mit Sitz in Wiehl ist seit vier Jahrzehnten auf die Bereiche Industrie-Automatisierung und Informatik spezialisiert. Das Familienunternehmen plant und realisiert maßgeschneiderte Systeme für die innerbetriebliche Logistik, Cargo-Anlagen und Produktion. Dabei tritt Unitechnik weltweit als Systemintegrator und Gesamtlieferant auf. Professionelles Projektmanagement und die kompetente Betreuung der realisierten Anlagen sind die Grundlage langfristiger Geschäftsbeziehungen. (Stefan Girschner)